Zeichen setzen für Demokratie und Toleranz

Er hat alle Erwartungen übertroffen: Der von Dirk Philippi, Leiter unserer Mittelstufe, und Jan Kinzel, Sozialarbeiter an der Staudinger-Gesamtschule, organisierte „Schulaktionstag gegen Rechtsextremismus für Vielfalt und Demokratie“.  500 Schüler*innen aus über 20 verschiedenen Freiburger Schulen kamen am 7. Juli ins Europa-Park-Stadion – mehr als 1000 hatten auf Plätze gehofft. Der große Zulauf zeigt, dass das Thema Jugendliche und Lehrkräfte an den Schulen bewegt. Für alle, die nicht dabei sein konnten, hier Einblicke in den Tag:

Ankommen

Schüler*innengruppe umschwirren ihre Lehrkräfte, alle tragen Badges um den Hals, die sie als Teilnehmende am Aktionstag ausweisen. Professioneller und freundlicher Einlass. Durch die Lounge geht es nach draußen. Aufgeregte Stimmung und große Begeisterung beim Blick ins eindrucksvolle SC-Stadion. Die Kulisse ist spektakulär. Viele Handykameras werden gezückt. Es herrscht gespannte Erwartung auf den Tag sowie große Begeisterung, auf den gepolsterten VIP-Rängen Platz nehmen zu dürfen.

Auftakt

Dirk Philippi erklärt, warum der Schulaktionstag gerade jetzt so wichtig ist: „Der aktuelle Verfassungsschutzbericht sieht im erstarkenden Rechtsextremismus die größte Gefahr für unsere demokratischen Werte. Rechtsextremismus in seinen vielfältigen Ausprägungen drängt in die Mitte der Gesellschaft. Gerade deshalb ist ein Engagement für Demokratie und Toleranz unerlässlich.“

Schulleiter Martin Baumgarten betont, dass sich auch im Schulalltag immer wieder zeige, dass demokratische Entscheidungen die tragfähigsten Entscheidungen mit der höchsten Akzeptanz sind.

Oberbürgermeister Martin Horn, Schirmherr des Aktionstages, findet klare Worte: „Rechtsextremismus ist richtig scheiße und brandgefährlich! Vor kurzem war es noch nicht vorstellbar, dass ein Bürgermeister und ein Landrat gewählt werden, die einer Partei angehören, die als rechtsradikal eingestuft wird. Das macht mir Angst und Sorge. Es gibt eine neue Tendenz, dass es plötzlich wieder okay ist, andere zu diskriminieren. Deshalb braucht es ein klares Bekenntnis zu Akzeptanz und Toleranz in unserer Stadt.“ Horn dankt den jungen Menschen für ihr Interesse am Aktionstag und dem Sportclub Freiburg für sein demokratisches Engagement.

SC-Präsident Eberhard Fugmann, ebenfalls Schirmherr der Veranstaltung, appelliert an das jugendlichen Publikum, sich seiner politischen Verantwortung bewusst zu sein: „Bald dürft ihr wählen und damit politische Entscheidungen treffen. Ich wünsche mir eine Gesellschaft so bunt wie unsere Südtribüne. Eine Gesellschaft in der jeder so sein darf wie er will.“ Er erhofft sich, dass der Tag die Schüler*innen zu „emanzipatorischen Denken“ befähigt und ihnen den Mut gibt, Diskriminierungen aktiv entgegenzutreten.

Impulsvortrag

Sie wäre gerne selbst live vor Ort gewesen, doch auch per Bildschirmübertragung ist Marina Weißband inspirierend. In ihrem Impulsvortrag entlarvt die Diplompsychologin und ehemalige Geschäftsführerin der Piraten-Partei die Strategien von autoritären Bewegungen. „Rechte Bewegungen sind eine Gefahr für Minderheiten. Sie schüren Hass, um eine Gesellschaftsform zu etablieren, in der wir alle nur verlieren.“ Weißband, die sich mit ihrem Projekt „aula“ für demokratische Prozesse an Schulen engagiert, erklärt den Jugendlichen das typische Narrativ von Extremisten: „Sie versprechen euch, wenn ihr uns wählt, wird alles besser. Sie sagen: „Ich kämpfe für euch gegen die Eliten.“ Dabei sind sie selbst oft Teil der Eliten. So Leute sind Populisten wie Putin und Trump. Sie wiegeln auf.“ Weißband sieht die Gefahr, dass solche Gruppierungen die Demokratie aus der Demokratie heraus zerstören. Deshalb müsse eine wehrhafte Demokratie sich verteidigen. Wer einfach nichts tut, der trägt dazu bei, dass autoritäre Kräfte wirken können. Weißbands ermutigt das junge Publikum, sich zu engagieren: „In ein paar Jahren seid ihr diejenigen, die die Gesellschaft gestaltet!“

Workshop-Phase am Vormittag

Das Programm ist beeindruckend: In 15 verschiedenen Workshops erhalten die Jugendlichen zu unterschiedlichsten Themen Inputs, können ihre eigenen Fragen einbringen, sich austauschen und miteinander ins Gespräch kommen. Alle Teilnehmenden besuchen je zwei Workshops, die Gruppen sind bunt gemischt mit Teilnehmenden verschiedener Schulen:

1          Alltagsrassismus

2          Umgang mit Rechtsextremen in der Schule 

3          Demokratie in der Schule 

4          Betroffenen Perspektive

5          Krieg, Flucht und Asyl – Niemand flieht ohne Grund

6          Antisemitismus heute

7          Verschwörung – Populismus

8          Identitäre Bewegung – Was will die neue Rechte?

9          Rassismus im Fußballstadion

10        Gegenrede – Hate Speech

11        Antiziganismus

12        Der Zusammenhang von Antifeminismus und Populismus

13        Jüdischer Sport: Chancen und Herausforderungen

14        Extremismus und Medien

15        Strategien der Neuen Rechten

Mittagspause

Der Magen knurrt – bei Pasta und Salat, serviert von flottem und freundlichem Personal, können sich alle für den Nachmittag stärken.

Projektphase der Schulteams

Am Nachmittag ist Raum, um sich inhaltlich über die Workshops auszutauschen und in schulinternen Gruppen gemeinsam zu überlegen, welche Projekte man an der eigenen Schule konkret initiieren könnte. Es wird diskutiert und gebrainstormt. Ob ein eigener Aktionstag gegen Rechtsextremismus, eine Projektwoche zum Thema Vielfalt und Demokratie oder Umfragen zu Diskriminierungserfahrungen – die Ideen sind vielfältig und werden von den Teams auf Plakaten festgehalten und anschließend in einem Gallery-Walk präsentiert.

Abschluss

Auf die Tribüne hat sich am Nachmittag Schatten gelegt, der Aktionstag neigt sich dem Ende. Viele zufriedene Gesichter bei den Teilnehmenden auf den Rängen, aber auch bei den Veranstaltern auf der Bühne. „Schaut, dass ihr in euren Schulen etwas in Gang setzen könnt!“, hatte einer der Referenten gebeten. Die Ergebnisse auf den Plakaten lassen durchaus hoffen, dass der „Schulaktionstag gegen Rechtsextremismus für Vielfalt und Demokratie“ Früchte trägt und in den Schulen weiterwirkt.

Herzlichen Dank an Dirk Philippi und Jan Kinzel für ihr überragendes Engagement und die perfekte Organisation des Tages!

 

Links zum Schulaktionstag

Vortrag von Marina Weißband

Bericht im Freiburger Wochenbericht

Bericht in der Badischen Zeitung (BZ-plus Artikel)

Homepage Schulaktionstag

Text: Catherine Pasdar

Fotos: Stadt Freiburg (Patrick Seeger) und Catherine Pasdar