Am Montag, 16. September eröffnete Chantal Kopf, Bundestagsabgeordnete der Grünen, an unserer Schule die Wanderausstellung des Deutschen Bundestages. Die Wanderausstellung gastiert bundesweit und bietet den Besuchern anhand von Schautafeln und interaktiven Monitoren Einblick in die Arbeit unseres Parlaments. Eine Woche (bis Freitag, 20. September) haben nun alle Freiburger Schulklassen und interessierte Besucher die Möglichkeit, sich zu informieren und hinter die Kulissen des Bundestages zu blicken. Experten begleiten die Ausstellung durch Führungen und stehen vor Ort für Fragen zur Verfügung.
Beeindruckt zeigte sich Chantal Kopf bei der Eröffnungsfeier über die Demokratieprojekte, die an Freiburger Schulen bereits laufen. Zwei Schüler des Deutsch-Französischen-Gymnasiums präsentierten die „Dreisam-Republik“, einen Mikrostaat, mit eigenem Präsidenten, Ministern, Parlament und Währung, den die Schüler*innen selbst ins Leben gerufen hatten, um so die Funktionsweise einer Demokratie kennenzulernen. Jeany Leeve und Lia Kuck hielten eine eindrucksvolle Rede (siehe unten) und stellten partizipative und demokratische Projekte der Staudinger-Gesamtschule vor.
Die Wanderausstellung bildet den perfekten Auftakt für dieses Schuljahr, das unter dem Leitthema „Demokratie“ steht. Wir wünschen allen Besucherinnen und Besuchern viel Vergnügen beim Besuch der Wanderausstellung.
Eröffnungsrede zur Wanderausstellung des Deutschen Bundestags von Jeany Leeve
Demokratie [er]leben
Herzlich willkommen zur interaktiven Wanderausstellung des Deutschen Bundestages in der Staudinger-Gesamtschule. Wir bedanken uns im Namen der Schule, dass wir Teil dieses demokratiefördernden Projektes des Bundestages sein dürfen. Es gibt auch kaum einen besseren Ort als diesen, an dem Demokratie nicht nur thematisiert, sondern auch gelebt wird und der für uns ein kleines Stück Demokratie ist. So wie [fast ganz], als Herzstück der Demokratie, der Deutsche Bundestag, der in diesem Jahr am 7. September seinen 75. Geburtstag feiert und uns hier in unserer Schule einen mobilen und offenen Einblick ermöglicht.
Offen ist auch unsere Schulgemeinschaft, die tagtäglich ihren Alltag mit den unterschiedlichsten Menschen, Meinungen und Gegebenheiten meistert. Denn genau davon lebt Demokratie: Von der Teilhabe und dem Engagement aller am Schulleben Beteiligten. Von der Erlebnispädagogik im Ganztag, über unseren „Bunten Salon“, bis hin zu weiteren Gremien, in denen Schülerinnen mit Lehrerinnen und Eltern zusammenkommen, um die Zusammenarbeit und die Partizipation untereinander zu fördern.
Wir alle wissen, dass mit diesen Freiheiten, die die Demokratie mit sich bringt, auch Verantwortung verbunden ist. Auch unsere Schule versteht sich als ein Ort des Zusammenlebens, an dem wir alle Verantwortung für ein respektvolles Miteinander tragen. Dazu hat unsere Schule ein Schutzkonzept und ein Antidiskriminierungskonzept auf den Weg gebracht, um unser gemeinsames Miteinander zu verbessern. Im Projekt „FREI-DAYs“ können wir uns an einem Tag in der Woche speziell mit Zukunftsfragen im Rahmen der 17 UN-Ziele beschäftigen. Daraus sind bereits konkrete Projekte und Ergebnisse entstanden, die uns zum Beispiel kostenlose Menstruationsprodukte an unserer Schule ermöglicht haben.
Dies sind nur einige Beispiele, wie Demokratie auch in der Schule gemeinsam gelebt werden kann. Natürlich ist und soll es, wie die Demokratie selbst, ausbaufähig sein, um sich immer weiter entwickeln zu können. Aber gerade deshalb ist Demokratie so wichtig, ohne sie wären wir nicht in der Lage, uns selbst und unsere Bedürfnisse in einer Gemeinschaft zu verwirklichen. Ob Schulessen, eine neue Schülervertretung oder bundesweite demokratische Elemente, Demokratie findet sich in allen Bereichen unserer Gesellschaft wieder und muss gelebt werden. Auch wenn das nicht immer leicht ist.
Neben dem Aufbrechen von Unterrichtsstrukturen, durch Projektwochen, Lernräume der Zukunft und Barcamps, die wir direkt mitgestalten können, haben wir Schülerinnen auch die Möglichkeit uns direkt im Schulalltag einzubringen. Wobei wir auch feststellen müssen, dass Diskriminierungserfahrungen, nicht nur an unserer Schule, leider nicht ausbleiben. Wir haben versucht, dem durch direkte Thematisierung entgegenzuwirken und von Schülerinnenseite beispielsweise die Queer-AG ins Leben gerufen, die queeren Menschen einen Schutzraum bietet, in dem wir über Diskriminierungserfahrungen sprechen können und gleichzeitig offen für alle ist.
Wichtig ist auch, dass wir uns austauschen und diese Projekte eben nicht nur schulintern, sondern auch extern thematisieren. An einem Samstagvormittag haben wir uns in der Schule getroffen, um Banner zu malen und anschließend gemeinsam für Demokratie auf die Straße zu gehen. Gemeinsam und demokratiebildend hat unsere Schule übergreifend eine Aktion auf dem Platz der alten Synagoge organisiert. Denn der Schutz unserer Demokratie, unserer demokratischen Grundordnung, ist kein Aufzwingen von politischen Meinungen, im Gegenteil, es geht darum, das zu schützen, was uns genau diese Freiheit gibt, mit der wir genau diese Ordnung auch kritisieren können, weil sie von uns allen getragen wird und sich durch uns alle immer weiter entwickeln wird.
Demokratie nachhaltig fördernd, mit gemeinsamen Projekten, wie zum Beispiel auch unserem Aktionstag gegen Rechtsextremismus im Europaparkstadion im letzten Jahr, leben und diskutieren wir gemeinsam. Schulübergreifend mit über 350 Schülern weiterführender Schulen haben wir Alltagsrassismus, Populismus, Flucht und Asyl, Hate-Speech und Demokratie in der Schule thematisiert.
Unter dem Motto „Demokratie“ startet unsere Schule in dieses Schuljahr, in dem wir uns auf viele weitere gemeinsame Projekte und Aktionen freuen dürfen. Denn wir müssen für sie einsetzen.
In ihrer Begrüßungsansprache zur Feierstunde „75 Jahre Bundestag“, sagte Bundestagspräsidentin Barbel Bas: „Die vergangenen 75 Jahre haben immer wieder gezeigt: unsere parlamentarische Demokratie ist offen für neue Themen, neue Anliegen und neue gesellschaftliche Kräfte. Diese Offenheit macht die Demokratie aber auch verwundbar“, oder auch die Präsidentin des europäischen Parlamentes am gestrigen International Day Of Democracy: “We can never take democracy for granted“.
Es gibt also keinen besseren Zeitpunkt als diesen, um die Wanderausstellung des Deutschen Bundestages hier zu eröffnen. Herzlich willkommen zur Wanderausstellung des ersten Parlaments, das sich frei entfalten konnte, in einer Schule, die dies auch weiterhin tut. Herzlich willkommen zur Wanderausstellung des Deutschen Bundestages in der Staudinger-Gesamtschule.