MEMORIAL-Ausstellung gastiert an der Staudi

Bis zum 19. Dezember 2025 ist die Ausstellung „DAS ANDERE RUSSLAND. MEMORIAL: KAMPF UM HISTORISCHE WAHRHEIT UND DEMOKRATIE“ an der Staudinger-Gesamtschule zu Gast.

Die Menschenrechtsorganisation Memorial, die im Dezember 2022 für ihr Engagement den Friedensnobelpreis erhielt, hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Verbrechen des kommunistischen Regimes zu dokumentieren und aufzuarbeiten. Sie sammelt Zeugnisse und Erinnerungen von Überlebenden des Terrors und errichtet Denkmäler für die Opfer. Seit 2009 macht Memorial die Schicksale politischer Gefangener in Russland sichtbar. Vor drei Jahren wurde die Organisation in Russland als „ausländischer Agent“ diffamiert und verboten. Sie setzt ihre mutige Arbeit für ein demokratisches Russland heute im Exil unter dem Namen „Zukunft MEMORIAL“ fort.

Die Ausstellung beleuchtet die Geschichte, Arbeit, Verfolgung und Auflösung von Memorial sowie staatliche Aktionen zur Unterdrückung der Organisation. Historische Objekte wie ein im Gulag notdürftig angefertigtes Kleid und Zeichnungen von Häftlingen zeugen von Repressionen, betonen aber auch Akte des Widerstands. Zudem wird über die Arbeit von Memorial im Exil informiert.

Doch wie kommt die Ausstellung ausgerechnet an die Staudinger-Gesamtschule? Ausgangspunkt war eine Anfrage des Zwetajewa-Zentrums Freiburg, das wegen einer kurzfristigen Raumabsage dringend auf der Suche nach einer neuen Örtlichkeit für die Ausstellung war. Schulleiterin Natalie Gros sagte spontan zu und so kam es zu einer Zusammenarbeit der besonderen Art, die Bürgermeister Uli von Kirchbach bei der Eröffnung am Donnerstag, 20. November als „großartiges Beispiel für die aktive Auseinandersetzung junger Menschen mit Geschichte“ würdigte.  Die Schülerinnen und Schüler der 11. Klassen setzten sich in ihrer Projektwoche nicht nur inhaltlich mit dem Verbrechen des stalinistischen Regimes auseinander. Sie halfen auch beim Aufbau der Ausstellung tatkräftig mit, erstellten Audioguides, bauten Ausstellungsobjekte nach und bereiteten die Vernissage inhaltlich und organisatorisch vor. Eine Gruppe besuchte auch das Dokumentationszentrum für Nationalsozialismus und nahm sich des versteckten Denkmals für sowjetische Zwangsarbeiter*innen in Herdern an.

Natalie Gros dankte den Schülerinnen und den betreuenden Lehrkräften ganz herzlich für ihr Engagement: „Ihr habt euch auf Themen eingelassen, die geschichtlich bedeutsam und emotional herausfordernd sind. Dabei habt ihr die Erfahrung gemacht, dass ihr mit eurem Handeln Erinnerungskultur selbst lebendig halten könnt.“

Auch Irina Ostrovskaja, Mitarbeiterin von Memorial und Ehrengast des Abends, zeigte sich sichtlich beeindruckt vom Engagement der Schülerinnen und Schüler: „Es ist eine große Freude, dass die Ausstellung von so jungen Menschen mitgestaltet wurde.“ Ihr ist es wichtig, dass gerade Jugendliche sehen, dass es auch ein anderes Russland, jenseits der russischen Propaganda Putins gibt.

Prof. Elisabeth Cheauré, Vorsitzende des Zwetajewa-Zentrums, die die 11. Klassen die Woche über begleitet und unterstützt hat, dankte Memorial, dass die Organisation den Mut hatte, die russische Heimat zu verlassen und im Exil neu anzufangen. Sichtlich bewegt berichtete Frau Cheauré von ihrem letzten persönlichen Besuch in den Ausstellungsräumen von Memorial in Moskau im Dezember 2021: „Nie hätte ich mir vorstellen können, dass diese Objekte einmal ihre Heimat verlieren würden.“  Im Neubau der Staudinger-Gesamtschule finden sie nun eine Heimat auf Zeit. Von dem Interesse und dem Engagement der Jugendlichen zeigte sich Elisabeth Cheauré begeistert: „Von so einem Kooperationsprojekt haben wir immer geträumt. Was ihr in dieser Woche geleistet habt, war einfach unglaublich!“

Herzlichen Dank an:
  • die Organisation Memorial für ihre wichtige Arbeit
  • die 11. Klassen, die sich auf das Thema eingelassen und Großartiges erarbeitet haben
  • das PU-Team der 11. Klassen und die Mitarbeiter*innen des Zwetajewa-Zentrums für die kompetente Begleitung und Unterstützung
  • das Hausmeisterteam für tatkräftige Unterstützung
 
 
 

Text: Catherine Pasdar

Fotos: Marc Doradzillo

Öffnungszeiten der Ausstellung
Mo – Fr 14:30-18:00
Zusätzlich:
Sa, 22. 11. 2025 und
Sa, 29. 11. 2025, 14:00 – 17:00
Führungen
Mittwoch, 26. 11. 2025, 17:30
Dienstag, 02. 12. 2025, 17.30
Freitag, 05. 12. 2025, 17:30
Montag, 15. 12. 2025, 17:30
Raum D 127