Das Nordic Paraski Team Deutschland belegt bei der Para WM in Östersund den ersten Platz in der Nationenwertung vor den USA und Kanada. Die 16-jährige Linn Kazmaier, Schülerin an unserer Schule, hatte daran einen großen Anteil. Sie holte in sechs Rennen viermal Gold und zweimal Silber.
Den krönenden Abschluss gab’s zum Schluss: Gold mit der offenen Langlauf-Staffel über 4 x 2,5 Kilometer – von diesem Erfolg haben Sebastian Marburger, Linn Kazmaier, Nico Messinger und Marco Maier bei der WM im schwedischen Östersund Ende Januar wohl geträumt, ihn erwartet haben sie nicht. Dank einer eindrucksvollen Teamleistung lag die deutsche Staffel letztlich vor der starken Konkurrenz aus Norwegen, der Ukraine und Frankreich. Und das, obwohl Linn Kazmaier auf ihrer Runde mit ihren Skiern verkantete und stürzte. „Das hat mich kurz geärgert, aber ich habe mir gedacht: Komm, du musst weiterkämpfen“, verriet sie im Ziel und fügte hinzu: „Dass wir das zusammen gewonnen haben, das ist einfach schön.“
Für die 16-Jährige aus Lenningen (Landkreis Esslingen), die im Sportinternat Freiburg lebt und die Staudinger Gesamtschule besucht, war es bei weitem nicht der einzige Erfolg in Schweden. Im Langlauf über zehn Kilometer (Freier Stil) und über 18 Kilometer (Klassisch) sowie im Biathlon über 12,5 Kilometer kürte sie sich zur Weltmeisterin, dazu gab es Silber im Langlauf- und im Biathlon-Sprint. Sechs Rennen, sechs Medaillen – damit untermauerte Linn Kazmaier ihre starken Leistungen des vergangenen Jahres unter anderem bei den Paralympics in Peking, die dazu führten, dass sie 2022 vom Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) und der Sparkassen-Finanzgruppe zur Eliteschülerin des Jahres gewählt wurde.
Linn Kazmaier ist sehbeeinträchtigt. Sie hat eine Zapfendystrophie und einen Nystagmus, was bedeutet, dass sie nur verschwommene, wackelige Bilder sieht. Zudem muss sie nahezu ständig eine Sonnenbrille tragen, sonst wirkt für sie alles, als starre sie auf einen Gletscher im gleißenden Sonnenlicht. Im Langlauf hat sie einen Guide, Florian Baumann, der ihr durch Kommandos anzeigt, wohin sie laufen und worauf sie achten muss. Beim Para Biathlon schießen Sehbeeinträchtigte sie mit speziellen Laserwaffen nach Gehör – mithilfe eines Infrarotsystems, das ihnen per Akustiksignal anzeigt, wie nah sie am Ziel sind. Je höher der Ton, desto näher sind sie an der Scheibenmitte.
Zur deutschen Mannschaft bei der WM in Östersund gehörten drei weitere Athletinnen und Athleten mit Sehbeeinträchtigung, dazu vier Starter in der sogenannten stehenden Klasse mit Beeinträchtigungen an Armen und Beinen und drei Starterinnen in der sitzenden Klasse, die ihre Wettkämpfe in einem Schlitten bestreiten. Mit insgesamt 28 Medaillen war das Team von Bundestrainer Ralf Rombach das erfolgreichste aller teilnehmenden Nationen – und Linn Kazmaier war die erfolgreichste innerhalb der Mannschaft. Doch daran allein macht sie ihre Freude am Sport nicht fest. „Wenn wir es schaffen, uns nicht nur an den Erfolgen zu müssen, ist das besser“, sagte sie im Interview mit dem ZDF.
Text: Benjamin Schieler
Foto: Ralf Kuckuck / DBS